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Hein Spellmann
Berliner Mischung
Die Ausstellung „Berliner Mischung“ in der DavisKlemm- ihre serielle Form und ihre raumgreifende Installation an
Gallery zeigt genau das: eine Mischung Berliner Fassaden. der Wand sogar eine Ähnlichkeit zu Donald Judds Wer-
Es handelt sich um Ausschnitte einzelner Bauten, die der ken aufweisen. Durch das Aufziehen der Fotografien auf
Künstler auf mit Schaumstoff aufgepolsterte Bildkörper diese kissenförmigen Körper verändert sich die Wirkung
aufzieht. So entstehen gewölbte, kissenähnliche Kunst- von Fotografie und Objekt jedoch komplett. Die Architek-
werke, die einerseits eindeutig der Architektur zuzuordnen turausschnitte rücken näher an den Betrachter heran und
sind, andererseits, verpackt in eine neue Form, ein eigen- entwickeln ein Eigenleben als eigene Wohneinheiten. Es
ständiges, wabenhaftes Leben entwickeln. In der Galerie entsteht eine eigene Ästhetik ähnlich einem Diorama –
sind sie in neuen Zusammenhängen arrangiert und for- besonders im Werk „Grünes Gebäude“ gut zu erkennen,
men somit neue „Städte“. da sich dort das Fensterband über die gesamte Seite er-
streckt. Dadurch entfernt sich die Wirkung von der Reduk-
Fotographie & Objekt tion und der Neutralität weg, hin zu einer individuellen
und persönlichen Perspektive.
Die Fotoaufnahmen Spellmanns nehmen einen neutra-
len Blick auf die portraitierten Gebäude ein. Ähnlich den Seriell & Individuell
Werken Bernd und Hilla Bechers nehmen sie Architektur
aus einer gewissen Distanz objektiv in den Blick, stellen Die Werke Spellmanns bewegen sich im Spannungsfeld
die Oberflächenstruktur der Gebäude heraus und ergeben zwischen Seriellem und Individuellem. Seriell geprägt ist
ebenfalls eine serielle Erfassung – bei Spellmann von Ber- seine Technik, die in allen seinen Werken gleich bleibt und
liner Gebäuden. Auch die Form der Objekte selbst ist re- auf den ersten Blick eine ähnliche Wirkung erschafft. Indi-
duziert und minimalistisch. Ohne das Fotomotiv könnten viduell hingegen sind die Details wie Fenstereinblicke oder
die „Kissen“ durch ihre glänzende industrielle Oberfläche, Spiegelungen, durch welche alle Werke auf den zweiten
Blick sehr unterschiedliche Wirkungen entfalten.
Hein Spellmann, Grünes Gebäude, 2016, 45 x 115 x 9,5 cm
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