Page 13 - Marion Eichmann - Cash
P. 13

wegung zu fotografieren. Etwas verdeckt, so, dass es eben mehr Kopf/ Figur
          als Porträt ist.

          EDK: Die Portraits sind ja sehr zeichnerisch und wirken filigran – passend zum
          Motiv einer Frau, die sich hinter der Kapuze versteckt und sich vom Fotografen
          abwendet. Mit Papier imitierst Du die Stofflichkeit der Sportjacke. Man fühlt
          mit den Augen regelrecht den Faltenwurf, den Stoff …

          ME: Das kommt dadurch, dass die Linie von mir ins Plastische übertragen wur-
          de und somit der Schatten dabei auch eine Rolle spielt, um das „Stoffliche“ ,
          den Faltenwurf der Jacke darzustellen.

          EDK: Die beiden Collagen „Passage“ und „Jack Black“ sind sozusagen klas-
          sische Papierarbeiten von Dir: städtische Szenen, egalisiert durch die Farbe
          weiß, mit Stift gezeichnete Konturen und mit Details aus farbigem Papier. Sie
          stehen beide in der „Tradition“ anderer Werke von Dir, wie Deine New York
          Arbeiten. Dennoch wirken diese jüngeren Arbeiten viel freier als Deine älteren
          Arbeiten. Du gehst anders mit Papier um als noch vor wenigen Jahren. Wie
          siehst Du diese Entwicklung?

          ME: Ja, ich gehe anders mit der Farbe um. Früher ging es mir mehr um die
          Balance von der Zeichnung zur Farbe. Heute zeichne ich mehr mit der Farbe
          selbst. Nehmen die Farben von der Menge her überhand, treten die feinen Li-
          nien in den Hintergrund, und die ganze bildnerische Fragestellung ändert sich.
          Das lasse ich bei den neuen Arbeiten zu. Da sind die Farbebenen und ihre Ge-
          wichtung wichtiger. Auch das farbige Papier klebe ich zum Teil nur noch punk-
          tuell auf. Dadurch entstehen zusätzliche Schatten, so dass die Arbeiten durch
          die Farbebenen nicht nur plastischer wirken, sondern es auch sind. Manchmal
          hole ich die Zeichnung auch nachträglich wieder zum Vorschein oder ich spare
          die Linien so aus, dass es aussieht, als läge die Farbe dahinter. Dabei ist die
          Farbe unabhängig von der Form. Durch all das haben sich meine Bildmittel
          unglaublich erweitert. Bei jeder Arbeit stelle ich mir neu die Frage, was jetzt
          wichtiger ist – die Zeichnung als Gerüst oder das Überarbeiten mit Farbe.

          EDK: Gibt es einen Automaten, der noch erfunden worden ist, den Du aber
          hilfreich fändest?

          ME: Ich bin wohl eher der Typ, der alles mit den eigenen Händen machen muss.
          Deshalb interessiert mich ein Automat nicht, um ihn zu nutzen, sondern als
          Objekt, das ich darstellen will. Meine ganze Arbeit wäre nicht mehr dieselbe,
          wenn ich das alles nicht mit meinen eigenen Händen gemacht hätte. Aber so et-
          was wie Staubsauger und Waschmaschinen möchte ich natürlich nicht missen.


                                                                               11
   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18