Page 10 - Marion Eichmann - Cash
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„Jedes kleinste Detail“
          – ein Gespräch mit Marion Eichmann

          Erika Davis-Klemm







          Marion Eichmanns Material der Wahl ist Papier, und zwar seit vielen Jahren. Aus-
          gestattet mit Stift, Papier, Schere und Kleber eignet sie sich die Welt um sich he-
          rum an und transformiert diese zu Kunstwerken. Ein Gespräch zwischen Marion
          Eichmann (ME) und Galeristin Erika Davis-Klemm (EDK).

          EDK: Liebe Marion, die Ausstellung „Cash“ in der DavisKlemmGallery bringt
          Deine Automaten und Deine Papiercollagen zusammen. Papiercollagen sind
          seit vielen Jahren das Kernstück Deines Oeuvres, die Automaten sind relativ
          neu. Was war der erste Automat und was hat Dich an diesem Thema gereizt?

          ME: Eigentlich tauchten Automaten schon sehr früh in meiner Arbeit auf. Wäh-
          rend und direkt nach dem Studium waren es die Automaten in meinen Zeich-
          nungen. Bei meiner Projektreise Tokyo haben mich die Fingernagelautomaten
          genauso gereizt wie die Heißgetränkedosenautomaten.
          Auch 2005 während meines ersten längeren Aufenthalts in New York spielten
          Automaten eine Rolle. Das Thema „to go“, „coffee to go“, eigentlich alles „to
          go“ war ein Anreiz, mich der „Automatenwelt“ in Coffeeshops zu widmen.
          Tägliche „Sehanalyse“, jede Maschine, jeder Knopf, Schalter, Kabel, selbst das
          kleinste Detail wurde von mir mit Stift auf dem Papier erfasst.
          Im Laufe der Zeit spielte das „in den Raum Bauen“ eine immer wichtigere
          Rolle in meiner Arbeit. Anfangs habe ich das Gesehene zeichnerisch nur auf
          die Fläche projiziert. Später musste das für mich dann in den Raum greifen,
          dreidimensional werden.
          Richtig installativ wird es bei dem Projekt „Laundromat“ von 2016/17: Ein kom-
          pletter Waschsalon mitsamt Waschmaschinen, Feuerlöscher, Eimer, Uhr, Tür
          über das Waschpulver bis hin zu den Getränkeautomaten. Damit war ich dann
          auch mal ein Jahr beschäftigt.

          EDK: Welche Herausforderungen bringen die Automaten mit im Vergleich zu
          Deinen Collagen?

          ME: Da kommt plötzlich ein Realismus in meine Arbeit, den es so vorher nicht
          gab. In meinen Collagen sind es immer die Bildmittel, die zu einer Art Abs-


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